Hausgottesdienst - nicht nur zu Erntedank

Beginnen wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Im Oktober beginnt die Natur, sich allmählich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Aber bevor das Laub fällt zeigt sie sich noch einmal von ihrer schönsten Seite. Die Laubbäume färben sich in den wunderbarsten Farben, und in Gärten und auf Feldern dürfen wir noch einmal mit der Ernte aus dem Vollen schöpfen. Trotz des trockenen Sommers gibt es wieder Gemüse und Obst im Überfluss, noch immer – aber wie lange noch? Die Veränderung unseres Klimas ist nicht mehr zu leugnen und macht sich immer mehr bemerkbar. Sie ist eine Folge unseres leichtsinnigen und verschwenderischen Verhaltens in den vergangenen Jahrzehnten, auch das ist sicher. Und wir müssen uns fragen lassen, ob wir wohl unserer Verantwortung gerecht geworden sind, die uns Gott auferlegt hat. Das hören wir nicht gerne. Erntedank – auch ein Fest, das uns zum Nachdenken über unsere Gewohnheiten und unser Leben anregen will

Herr Jesus Christus, du bist ein Freund der Menschen und hast Verständnis dafür, dass wir die Gaben der Natur großzügig nutzen und genießen. Aber du erinnerst uns daran, dass wir sorgsam damit umgehen sollen, an die zukünftigen Generationen denken sollen und mit den benachteiligten Menschen geschwisterlich teilen sollen

Herr, erbarme dich

Du zeigst uns immer wieder, dass es auf uns ankommt. Wenn wir ehrlich teilen und ein jeder sich mit dem zufrieden gibt, was er wirklich braucht, dann müsste niemand auf dieser Welt Not leiden

Christus, erbarme dich

Bei jedem Mahl, das du mit deinen Jüngern eingenommen hast, hast du sie und uns daran erinnert, dass wir alles, was wir sind und haben, im Letzten unserem Vater im Himmel verdanken.

Herr, erbarme dich

Herr, barmherziger Gott, allzu gerne vertrauen wir allein auf unsere eigene Leistung und glauben, ohne dich auskommen zu können. Bei der Verteilung der Güter auf dieser Werde sehen wir oft als erstes uns selbst, erst dann kommen die anderen. Erst wenn etwas nicht mehr wie gewohnt weiter geht, wenn unsere Pläne durchkreuzt werden, wenn unsere Kraft nicht ausreicht und sich Dinge anders entwickeln, als wir es erwarten, rufen wir nach dir. Hilf uns, dich mehr in unser alltägliches Leben einzubeziehen und das Teilen und das Danken nicht zu vergessen. Halte in uns das Wissen um die Verantwortung wach, die wir für diese Welt und die Schöpfung tragen. Darum bitten wir durch Jesus, den Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder. Amen.

Lesung aus dem Evangelium nach Joh 6,1–15

In jeder Zeit fuhr Jesus mit den Jüngern über den See von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie erlebt hatten, wie er die Kranken heilte. Jesus stieg auf einen Berg und setzte sich mit seinen Jüngern. Es war kurz vor dem Passafest. Jesus blickte auf und sah die Menschenmenge auf sich zukommen. Er wandte sich an Philippus: „Wo können wir genügend Nahrung kaufen, damit alle diese Leute satt werden?“ Das sagte er, um Philippus auf die Probe zu stellen. In Wirklichkeit wusste er schon, was er tun würde. Philippus antwortete: „Man müsste für über 200 Silberstücke Brot kaufen, wenn jeder wenigstens eine Kleinigkeit erhalten sollte.“ Andreas, ein anderer Jünger, der Bruder von Simon Petrus, sagte: „Hier ist ein Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was hilft das bei so vielen Menschen?“ „Sorgt dafür, dass die Leute sich setzen“, sagte Jesus. Sie setzten sich in das dichte Gras, das dort den Boden bedeckte. Es waren ungefähr fünftausend Männer, Frauen und Kinder. Jesus nahm die Brote, dankte Gott und verteilte sie an die Menge. Mit den Fischen tat er dasselbe, und alle hatten reichlich zu essen. Als sie satt waren, sagte er zu seinen Jüngern: „Sammelt die Brotreste auf, damit nichts verdirbt.“ Sie taten es und füllten 12 Körbe mit den Resten. Soviel war von den fünf Gerstenbroten übriggeblieben.

Meditation

Den wöchentlichen Einkauf an Vorräten für die Familie zu erledigen ist eigentlich kein Problem. Wir gehen in den nächsten Supermarkt, und da ist alles, was wir brauchen, im Überfluss vorhanden. Das ist immer noch so, trotz trockenem Sommer, trotz Wasserknappheit und Energiekrise, Flüchtlingsstrom und Krieg in der Ukraine. Es ist immer mehr als genug da. Noch ist das so und wird voraussichtlich auch vorerst so bleiben. Aber für viele Menschen sind die gestiegenen Preise schon jetzt zu einem Problem geworden, sie müssen sich genau überlegen, ob sie sich manche Dinge noch leisten können. Bei allen Einschränkungen und Belastungen müssen wir bedenken: Wir gehören nach wie vor zu der verschwindend kleinen Minderheit auf der Welt, die weder frieren noch hungern müssen, die in einem freien, friedlichen Land leben dürfen. Die sich sogar leisten können, ein bisschen anzusparen oder, einfach mal in Urlaub zu fahren. Und die nicht jeden Tag von neuem in Sorge um das Dach über dem Kopf und das tägliche Brot und ihr Überleben und das ihrer Familien leben müssen. Viele Menschen betrachten dieses Privileg als ihr gutes Recht, weil sie ja dafür gearbeitet haben. Aber ist das wirklich Recht? Jesus sieht das anders. Er gönnt uns unser gutes Leben, er freut sich mit uns, wenn wir die Früchte unserer Arbeit ernten können, ja. Aber er erinnert uns daran, dass all das in letzter Konsequenz eben nicht allein unser Verdienst, sondern vor allem Geschenk Gottes ist. Und dass uns mit diesem Geschenk des guten Lebens eine große Verantwortung gegeben ist für die Menschen, die nicht dieses Glück hatten. Und gerade jetzt, wo in vielen Teilen der Welt Krieg und Terror herrschen, die Klimaveränderungen zu Hungersnöten führen, die Menschen unter der Ausbeutung durch die wohlhabenden Länder leiden und sich auf der Suche nach ein bisschen Wohlstand, nach einem Leben in Würde und Frieden machen, stehen wir vor einer gewaltigen Bewährungsprobe. Viele denken, wenn sie das Evangelium von der Brotvermehrung hören, spontan so wie die Jünger. Ein paar Brote und Fische, was ist das schon für so viele? Das reicht doch gerade mal für uns selbst, doch niemals für alle, was bleibt denn dann für uns, wenn wir anfangen, zu teilen und abzugeben? Jesus sagt den Jüngern: Es wird reichen, vertraut mir, fangt doch einfach mal an, geht los und teilt mit den anderen! Und er segnet die wenigen Brote und Fische, dankt dem Vater für die Gaben und sie werden gerecht aufgeteilt auf alle. Und siehe da: Es reicht tatsächlich. Die Jünger werden zunächst skeptisch gewesen sein, aber jetzt kommen sie aus dem Staunen nicht mehr raus. Alle werden satt und es bleibt sogar noch etwas übrig! Wie kann das sein? Das eigentliche Wunder hat nicht Jesus bewirkt, das wirkliche Wunder haben die Jünger selbst bewirkt, indem sie ihr Misstrauen, ihren Unglauben, ihre Vorbehalte und am Ende auch ihre Selbstsucht überwunden und Jesu Worten vertraut haben. Das war der entscheidende Schritt. Vertrauen in Gott zu haben, dass er zur rechten Zeit für uns sorgen wird und wir beruhigt abgeben und teilen können. Diesen Schritt erwartet Jesus auch von uns, auch wir sollen ihn gehen und endlich anfangen, unsere Ansprüche zu bedenken und auf ein normales Maß zurück zu nehmen und gerecht zu teilen. Uns wird es dadurch nicht schlecht gehen, wir werden es kaum spüren. Am Erntedankfest werden wir daran erinnert, diesen ersten Schritt zu tun: Gott danken für die Gaben, nicht nur für die Feldfrüchte, sondern für unser ganzes Leben, wie wir es führen dürfen, um dann mit zu mehr Gerechtigkeit zu finden, wenn wir Gedanken, Zeit, Geld und Güter und Talente teilen, um gemeinsam etwas Großes zu erreichen, das Wunder der Brotvermehrung wahr werden zu lassen: Gerechtigkeit. Annehmen, Danken und Teilen gehören vor Gott zusammen.

In der Brotvermehrung hat Jesus gezeigt, was christliches Miteinander ausmacht. Bitten wir ihn, dass dieses Wunder auch mit uns und in uns geschieht:

Herr unser Gott, lass das Wunder geschehen, dass niemand in dieser Welt mehr hungern muss. Lass uns nicht darauf warten, dass Brot vom Himmel fällt, sondern lass in uns die Erkenntnis Wurzeln schlagen, dass wir es sind, die die ersten Schritte gehen müssen.

Gott aller Menschen                                  Wir bitten dich, erhöre uns

Hilf allen, die ihr Leben in den Dienst deiner Sache gestellt haben, dass sie nicht die Kraft verlässt und in uns jederzeit tatkräftige und großherzige Helfer finden.

Gott aller Menschen                                  Wir bitten dich, erhöre uns

Sei mit deinem Geist bei den Hilfsorganisationen in aller Welt, dass sie kreativ und wirksam arbeiten können und durch ihr Werk viele Spender und Mitarbeiter motivieren ihnen zu helfen, damit sie ihre Sorge für viele Menschen in die Tat umsetzen können.

Gott aller Menschen                                  Wir bitten dich, erhöre uns

Zeige uns Wege, wo wir selbst mit Wort und Tat, mit Großzügigkeit und Änderung unserer Lebensgewohnheiten Einfluss nehmen können, die Welt nach deinem Wunsch umzugestalten.

Gott aller Menschen                                   Wir bitten dich, erhöre uns

Schenke unseren Kranken und Sterbenden deinen Segen, dass sie an ihrem Schicksal nicht verzweifeln und zeige ihnen dein Angesicht in den Menschen, die sich um sie sorgen und sie mit ihrer Liebe umgeben.

Gott aller Menschen                                  Wir bitten dich, erhöre uns

Schenke unseren Verstorbenen das ewige Leben bei Dir, wo sie die Ernte ihres Lebens aus deiner Hand empfangen dürfen

Gott aller Menschen                                  Wir bitten dich, erhöre uns

Herr, unser Gott, dein Sohn hat uns ein Beispiel gegeben und uns angeleitet, dass wir für unsere Mitmenschen da sein können und als Gemeinschaft vor dir für die Umgestaltung der Welt nach deinem Willen eintreten sollen. In der Eucharistie ist dein Sohn in unserer Mitte und bestärkt uns immer wieder auf diesem Weg. Hilf uns, dass mit uns das Wunder der Brotvermehrung geschehen kann und wir möglich machen, was du uns aufgegeben hast. Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Gott hat uns sein Reich verheißen, in dem Recht und Gerechtigkeit, geschwisterliches Miteinander und Frieden für alle Menschen herrschen sollen. Jesus ermutigt uns, um das Kommen dieses Reiches zu beten. Bitten wir den Vater im Himmel um seine Hilfe und seinen Beistand:

Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde ….

Ganz nahe will der Herr uns sein, damit wir durch ihn die Kraft erfahren, die uns antreibt, ihm nachzufolgen. Lassen wir uns von ihm beschenken

Meditation

Mein Gott, du bist kein Gott der Weichheit, des unverbindlichen Wortes

und des Weihrauchs und der großen Gesten

kein Gott der Vergangenheit, der nostalgischen Vergessenheit,

der steinernen Denkmäler und vergessenen Gräber

Du bist der Gott der Allgegenwart, seit Ewigkeiten im Heute und Jetzt

Ein fordernder Gott bis du, der jeden Menschen persönlich anspricht

Du heiligst mich mit deinem „Du sollst“

Denn es sind die Wegeschilder auf den Straßen meines Lebens

Du erwartest meine Entscheidung zwischen Gut und Böse

Zwischen Licht und Dunkel, zwischen ich und du

Du begnügst dich nicht mit Worten

Du verlangst, dass ihnen Taten folgen

Dass ich beweise, Kraft von deiner Kraft zu sein

Sie wirksam werden lasse in meiner kleinen und großen Welt

Zu dir hinaufzustreben, andere zu begeistern und mitzureißen

Zu helfen mit allem was ich vermag

Fordere, Herr, fordere

Damit ich jeden Atemzug meines Lebens

Deinen Willen, deinen Geist, dein Wesen

In mir spüre. Amen

So lasst uns danken:

Herr unser Gott, in deinem Sohn Jesus Christus bist du für uns in die Welt gekommen, uns deinen Willen zu verkünden und uns in deinem Heiligen Geist zu einer Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern zusammenzuführen. Wir danken dir, dass wir in der Feier der Eucharistie deine Gegenwart in den Zeichen unserer Welt mit allen Sinnen erfassen und uns deines Beistands versichern können. Stärke und leite uns an, dass wir nach dem Beispiel deines Sohnes das Wunder der Brotvermehrung in unserer Welt vollenden können. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn, der in der Dreifaltigkeit mit Dir und dem Heiligen Geist in unserer Welt lebt und wirkt, heute und in Ewigkeit. Amen.

Segen

Von Gott sei gesegnet euer Leben

Reich an allem was euch ihm näher bringt

Angefüllt mit allem

Was eurer Seele guttut

Von Gott gesegnet sei euer Herz

Frei für die Schätze des Himmels

Die er schon jetzt für euch bereit hält

Er schenke euch den Mut den Sprung zu wagen über selbst auferlegte Grenzen

Dass ihr ausbrechen könnt aus der Gewohnheit

Gottes Segen begleite euer Leben, nichts sei euch unmöglich

Möge sein Reich in euch zu wachsen beginnen

Und euch mehr und mehr erfüllen

So segne und begleite und trage euch unser Gott

Der Schöpfer allen Lebens

Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.